In einem Insta-Post von gestern hat Jasmin Neubauer die aus ihrer Sicht notwendigen christliche Leitlinien für Wahlen präsentiert. Sie nennt keine Partei, aber der Wink mit dem Zaunpfahl ist offensichtlich: Traditionelle Familie von Vater, Mutter und Kind, Schutz des ungeborenen Lebens, Anerkennung von nur 2 Geschlechtern, Fernhalten von politischen Ideologien aus dem Kindergarten – das hat so letztlich nur die AfD im Programm. Jasmin fragt, wen sie als Christ wählen soll. Die Antwort kann man sich zusammenreimen.
Liest man die Kommentare zu dem Beitrag, so traut sich Jasmin weiter aus der Deckung. Sie bedankt sich bei einem Kommentatoren, der offen die AfD anpreist: „Interessante Gedanken, danke für deinen Beitrag“. In einem anderen Kommentar wird gefragt, was denn die parteipolitischen Optionen wären. So richtig gäbe es ja keine Partei. Jasmin antwortet, dass man „Abtreibung Parteien im Vergleich“ googlen solle. Spätestens an dieser Stelle ist klar: Es geht ihr nur um die AfD.
Bestimmte konservative Positionen (wie die von Jasmin), tauchen in der konservativen Politik der CDU nicht mehr auf. Werden diese Positionen dann aber von rechtsradikalen Parteien bedient, besteht ein hohes Risiko, in den rechtsradikalen Strudel gezogen zu werden. Und genau dabei kann man Jasmin öffentlich zusehen.
Aber was sind die Anzeichen dafür? Zu sagen, dass ungeborenes Leben geschützt werden müsse, ist an sich noch keine rechtsradikale Position. Ein Abtreibungsverbot ist eine sehr konservative Position. Was sie von einer rechtsradikalen Position unterscheidet, ist die demokratiezersetzende Absicht, die sich nicht zwangsläufig daraus ableitet. Geht Jasmin in diese Richtung? Es sieht leider so aus.
Das rechtsradikale Milieu hat sich seit den 90er Jahren extrem gewandelt. Statt Glatzköpfigen mit Springerstiefeln, die offen mit Hakenkreuzen und anderen Symbolen ihre Sympathie zu Hitler deutlich machten, sind die „Neuen Rechten“ sehr viel subtiler. Heute sind sie bei Youtube unterwegs und vernetzen sich in Telegram-Gruppen. Man erkennt sie nicht an Äußerlichkeiten, man erkennt sie an bestimmten Inhalten:
Kritik an der „Genderideologie“.
Warnung vor dem Islam.
Kritik an den Eliten, die hinter der Politik stehen und die eigentlich Macht hätten.
Das Bezweifeln der Demokratie in dem Sinn, dass wir hier in Wahrheit nicht in einer Demokratie leben würden. Diese werde uns nur vorgegaukelt.
Deutschland sei vielleicht gar nicht souverän. Andere finstere Mächte bestimmen die Geschicke.
Die Kriegsschuld der Deutschen wird relativieren.
Den Medien dürfe man nicht vertrauen. Die seien voller Falschinformationen.
Die Idee eines „Great Reset“.
All diese Inhalte findet man im Dunstkreis der AfD und der sogenannten „Reichsbürger“. Und leider können diese Ideen auch eine religiöse Färbung haben. Meine These ist, dass es den konservativen Christen durch die Bank bislang nicht gelingt, eine klare Abgrenzung nach Rechts zu bewerkstelligen. In meinem Podcast hat Michael Diener zwar anders argumentiert, ich habe da aber meine Zweifel und beobachte es anders.
Verfolgt man die Inhalte von Jasmin, dann wird man immer wieder Bezüge zu rechten Inhalten finden. Deutlich wird auch, dass sie die Nähe zu Personen aus dem rechten Umfeld sucht. Kürzlich war Leonard Jäger auf ihrem Instagram Kanal zu Gast (der Talk wurde entfernt). Jäger, der als „Ketzer der Neuzeit“ online unterwegs ist, kann als erfolgreicher rechtsextremer Gefährder mit Bezug zu den neurechten Reichsbürgern gesehen werden. Jasmin versteht es, diese Inhalte vorsichtig in ihre Community einzuführen und dabei ihre bibeltreue Marke nicht zu sehr politisch zu belasten. Dennoch ist auffällig, dass ihre Radikalisierung von konservativer Seite unwidersprochen bleibt. Im Idea-Interview gab es keine kritischen Nachfragen, keine Einordnung oder gar Abgrenzung. Auch im neuen Podcastprojekt „Machtwort“ ist Jasmin völlig unkritisch besehen. Wird sich der daran beteiligte Markus Till zu kritischen Worten hinreißen lassen? Ich bezweifle es.
Evangelikalien ist nach rechts radikal offen.
Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen.